soziales-wissen - Adipositas
   
  Soziales-Wissen.de.tl
  Wer sind wir?
  AD(H)S
  Aggression im Kindesalter
  Adipositas
  Anorexia nervosa
  Asperger-Syndrom
  Bulimia nervosa
  Burnout Syndrom
  Case Management
  Checkliste Beziehungsgestaltung mit Kind
  Das Therapeutische Milieu nach Fritz Redl
  Depression
  Der pädagogische Bezug nach Herman Nohl
  Diabetes
  Didaktik
  Dyskalkulie: Rechenstörung im Jugendalter
  Empowerment
  Fachwörterverzeichnis
  Essstörungen - eine Übersicht
  Kinder, die hassen
  Kinderpsychopathologie
  Klassische und aktuelle Theorien der Sozialen Arbeit
  Kommunikationsquadrat n. Schulz von Thun
  Macht und Ohnmacht bei Verweigerungen
  Milieutherapie nach Edgar Heim
  Mutismus
  Risikogesellschaft und Jugend
  Selbstwert
  Soziale Arbeit - Definition
  Sozialpädagogik - stellvertretende Lebensräume
  Strafe als Erziehungsmassnahme aus systemischer Sicht
  Themenzentrierte Interaktion
  Umgang mit schwierigen Verhaltensweisen
  Wer war Alice Salomon?
  Gästebuch

Adipositas

Definitionen:
- Fettleibigkeit, Fettsucht (lateinisch: adeps=fett)
- Starkes Übergewicht, das durch eine über das normale Mass hinausgehende Vermehrung des Körperfetts mit krankhaften Auswirkungen gekennzeichnet ist.
- Nach WHO-Definition ab Körpermassindex (BMI) von 30, wobei zwischen 3 Schweregraden unterschieden wird, zu deren Abgrenzung ebenfalls der BMI heranzgezogen wird:

Kategorie nach WHO:
Normalgewicht:                              18.5 - 24.9 (BMI kg/m2)
Übergewicht (Präadipositas)       25 - 29.9
Adipositas Grad I                            30 - 34.9
Adipositas Grad II                           35 - 39.9
Adipositas Grad III                          >40

Adipositas bei Kindern wird unter der Berücksichtigung von Entwicklungszustand, Alter und Grösse (sog. Perzentilen) bestimmt.

Ursachen:
Übergewicht tritt gehäuft in industrialisierten Ländern auf, insbesondere unter Lebensbedingungen, die durch wenig körperliche Arbeit und Nahrungsüberfluss geprägt sind. In den letzten Jahren sind aber auch so genannte Schwellenländer zunehmend betroffen. Zahlreiche Studien haben den Zusammenhang zwischen BMI und Nahrungsaufnahme untersucht. Das Ergebnis der VERA Studie war überraschend: 
Es gab keinen Zusammenhang zwischen den aufgenommenen Kalorien und dem beobachteten BMI. Es gab allerdings klare Hinweise darauf, dass die untersuchten Menschen meist zu viel Fett, insbesondere ungesunde gesättigte Fettsäuren, und zu wenig Vitamine und Mineralstoffe zu sich nahmen. Es scheint plausibel, dass nicht nur die Menge der Nahrung, sondern auch die Art und Herkunft der Nahrungsbestandteile eine Rolle bei der Entstehung von Adipositas spielen können.
Zu viel und falsche Ernährung einerseits, zu wenig Bewegung (Energieverbrauch) andererseits führen zu einer ungesunden Energiebilanz. Bei einer jährlichen Energieaufnahme von etwa 1 Million Kilokalorien führt bereits eine geringste Veränderung der Energiebilanz zu erheblichen Gewichtsschwankungen.

Sozio-kulturelle Faktoren
Viele sozio-kulturelle Faktoren (Ernährungssoziologie) begünstigen die Fehl- und Überernährung:

  • Sitzende Tätigkeit
  • Geringe Bewegung dank Auto, Fahrstuhl, Rolltreppe
  • Passive Freizeit (Fernsehen, Computer)
  • Frust, Langeweile, Stress: Essen als Übersprungshandlung
  • Waren-Überangebot
  • Essen als Ersatz for emotionale und persönliche Zuwendung
  • Erziehung: "Der Teller wird leer gegessen", "Iss'was, dann wirst du was!"
  • keine geregelten Mahlzeiten
  • negative Vorbilder (übergewichtige Eltern haben oft übergewichtige Kinder)
  • Fastfood (Portionengrösse, Essgeschwindigkeit, zu hoher Fett-, Salz und Zuckergehalt, dabei nicht ausreichend sättigend)
  • Geschmackverstärker Glutamat (kann Appetit anregen)
  • Farb- und Geruchsstoffe, die das Essen appetitlicher erscheinen lassen)
  • Werbung für zucker- und fetthaltige Lebensmittel
  • Geschmacksprägung durch Zuckerzusatz (Softdrinks, Babynahrung, gesüsster Tee, gesüsste Esswaren)
  • Jo-Jo-Effekt nach einer Diat
  • Übergewicht als Schönheitsideal bzw. Zeichen für den Wohlstand in manchen Kulturen
Je niedriger der soziale Status (determiniert durch die 3 Faktoren: Höhe der Ausbildung, Haushaltseinkommen und berufliche Stellung), destoe eher trifft man auf das Problem Übergewicht: Je höher der Schulabschluss, desto niedriger und damit günstiger, liegt der Body-Mass-Index. An Adipositas sowie an Übergewicht und in dessen Folgen zum Beispiel Bluthochdruck oder Diabetes leiden rund ein Viertel der Männer der unteren Schichten, in der Oberschicht sind es nur 13 Prozent. Bei den Frauen fällt der Unterschied mit 35 Prozent zu 10 Prozent noch deutlicher aus.

Genetische Faktoren
Genetische Faktoren (Erbanlagen) prägen den Grundumsatz, die Nahrungsverwertung und das Fettverteilungsmuster des Menschen. Die Nahrungsverwertung war zu Zeiten der "Jäger und Sammler" ein wichtiges Überlebensmerkmal: Wer den Überschuss in Fettzellen abspeichern konnte, konnte in Zeiten des Mangels davon zehren.

"Da sich die genetische Ausstattung des Menschen in den letzten Jahrzehnten praktisch nicht verändert hat, ist die starke Zunahme von Adipositas in erster Linie das Ergebnis veränderter Lebensumstände" (Schauder/Ollenschläger). Zwillingsstudien deuten darauf hin, dass Übergewicht auch eine genetische Komponente hat. Sie wird in dieser Betrachtung mit 70% angegeben. Ausserdem fand man bei Adoptivkindern einen starken Zusammenhang zwischen ihrem BMI und dem ihrer leiblichen Eltern, aber keinen Zusammenhang zwischen ihrem Gewicht und dem ihrer Adoptiveltern.

Folgen
Viele Zivilisationskrankheiten hängen direkt mit Übergewicht zusammen. Adipositas ist ein hoher Risikofaktor für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Kommen andere Erkrankungen dazu wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Fettstoffwechselstörungen (erhöhtes Cholesterin, bzw. LDL) oder Bluthochdruck, wird die Gefahr einer Herz-Kreislauf-Erkrankung (metabolisches Syndrom) nochmals deutlich erhöht, ebenso das Risiko eines verfrühten Todes.
Adipositas erhöht das Risiko für arterielle Hypertonie (Bluthochdruck), Diabetes mellius Typ 2 (Alterdiabetes, Zuckerkrankheit), Reflux, Herzinfarkte, Arteriosklerose, Schlaganfälle, Brustkrebs, Arthrose, degenerative Wirbelsäulenerkrankungen, Gallenblasenerkrankungen, Gicht und das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom. Ab einem BMI von 30 ist das Krankheitsrisiko deutlich erhöht.

Adipositas ist darüber hinaus auch ein Risikofaktor für eine Verminderung der kognitiven Leistungsfähigkeit und für Demenzerkrankungen, einschliesslich der Alzheimer-Krankheit. Dies könnte zumindest zum Teil mit dem Diabetes mellitus zusammenhängen, von dem man heute weiss, dass er mit einem erhöhtem Risiko für Alzheimer-Krankheit assoziiert ist. Eine Rolle spielen hierbei Defekte des Gefässsystems, der beeinträchtigte Insulin-Metabolismus und Signalweg sowie ein Defekt im Glukosetransportmechanismus im Gehirn. Neuere Untersuchungen zeigen, dass mit zunehmendem BMI das Risiko für eine Atrophie (Gewebeschwund) bestimmter Hirnareale und in Folge das Risiko für eine Demenz steigt. Betroffen von der Schrumpfung des Gehirngewebes sind vor allem der Frontallappen, Teile des Seitenlappens und der Hippocampus. Noch nicht abschliessend geklärt ist allerdings, ob der Hirngewebeschwund zuerst auftritt und das Übergewicht hierdurch erst ausgelöst wird, da sich in den betroffenen Regionen auch Hirnzentren befinden, welche die Nahrungsaufnahme und den Stoffwechsel beeinflussen.

Auch die seelischen Folgen von Adipositas sind gravierend. Die Betroffenen fühlen sich oft als Versager und Aussenseiter. Oft treten psychische und sogar wirtschaftliche Schäden für die Betroffenen auf, weil Fettleibigkeit gesellschaftlich nicht toleriert wird und Betroffenen oft sozial wie beruflich ausgegrenzt werden.

Copyright Soziales-Wissen.tl.de Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden