Anorexia nervosa
- Essstörungen sind jeweils "nur" als ein Symptom einer psychischen Grunderkrankung zu verstehen.
- Niedrige Nahrungsaufnahme.
- Beginn der Erkrankung oft in der Pubertät (10 bis 18 Lebensjahr), aus übertriebener Furcht vor der Gewichtszunahme kommt es zu Appetitverlust bis hin zur totalen Nahrungsverweigerung. Die Jugendlichen fühlen sich zu dick, selbst bei extremen Untergewicht.
- Hauptmerkmal ist die Furcht vor der Gewichtszunahme. Auslöser können emotional belastende Ereignisse innerhalb der Familie oder der Peer-Group sein, bei denen es im weitesten Sinne um Körperlichkeit geht.
- Zu Beginn des Krankheitbildes fällt auf, dass die Jugendlichen Kalorien zählen, Diätpläne aufstellen, auf "gesunde" oder vegetarische Kost umstellen oder den Wunsch haben, nicht mehr an gemeinsamen Essen der Familie teilzunehmen.
- Dem gegenüber steht die Überversorgung der Familie mit selbstzubereiteten Speisen.
- Das Aushalten des Hungers wirkt selbstbestätigend. Der Nahrungsverzicht führt zur Endorphinfreisetzung und ist somit mit einem Lustgewinn verbunden.
- Als Folge der Krankheit massiver körperlicher Verfall, aber trotzdem bleibt PatientIn oft leistungsfähig (z.B. Sport oder Schule).
- Auf individueller Ebene steht der zu leistende Autonomie- und Ablösungsprozess im Vordergrund. D.h. die Angst vor dem Erwachsen-werden und die damit verbundene körperliche und emotionale Reifung. Durch Hungern soll dieses verhindert werden.
- Etwa ein Drittel der PatientInnen werden wieder gesund; bei einem Drittel normalisiert sich das Gewicht wobei ein gestörtes Essverhalten jedoch oft erhalten bleibt. Bei den restlichen PatientInnen entwickelt sich eine jahrelange Störung.
- Verzögerte psychosexuelle Entwicklung mit reduziertem Interesse an Sexualität.
- Perfektionistische Zwanghaftigkeit.
- Das gängige Schönheitsideal dient "nur" als Verstärker der Symptomatik, ist also nicht Ursache der Essstörung.
- Mit dem zunehmenden Gewichtsverlust kann es zu depressiven Zuständen kommen.
- Hauptsächlich sind Mädchen von Anorexie betroffen, bei Jungen kommt oft eine zusätzliche Zwangssymptomatik dazu.
Symptome:
- Untergewicht
- Ausbleiben der Periode bei Mädchen
- Verstopfung
- Flaumbehaarung / Haarausfall
- Trockene Haut
- Karies
- Niedriger Blutdruck
- Unterkühlung des Körpers
- Schlechte Durchblutung
- Tiefer Puls
- Wasserablagerungen
- Fehlende Krankheitseinsicht
- Fehlendes / Mangelndes Körpergefühl
- suchtartiger Charakter
Behandlungsmöglichkeiten:
Wichtig ist, trotz der grossen Bedeutung der Gewichtszunahme, von Beginn an das intrapsychische Geschehen der PatientInnen aufzugreifen. Es muss darauf geachtet werden, dass die PatientIn die Gewichtszunahme möglichst selbst steuern kann. In der Betreuung kann es bei den "Betreuungspersonen" aufgrund des chronischen Verlaufs der Erkrankung und der fehlenden Krankheitseinsicht zu Frustration (PatientIn oft "pseudogefügig") kommen.
(Zusammenfassung C. Belz, 2009)