soziales-wissen - Asperger-Syndrom
   
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Asperger-Syndrom

Die übliche Vorstellung von Autismus, die auch heute noch vorherrschend ist, ist die vom "Kind unter der Glasglocke", das ohne Kommunikation mit der Umwelt ganz in seiner eigenen Welt lebt. Diese Vorstellung stimmt aber nicht mehr mit dem überein, was wir heute über Autismus und seine vielfältigen Formen wissen.

Bei einem Kind mit Fähigkeiten im Normalbereich, das fliessend spricht und sehr gute Kenntnisse auf besonderen Spezialgebieten hat, denkt man zunächst nicht an Autismus. Es ist auffällig in seiem sozial ungeschickten Auftreten, es hat keine Freunde, lebt am Rande der Gesellschaft. Im alltäglichen Umgang ist dieses Kind schwierig, ohne dass man erkennen kann, warum das so ist. Es ist möglicherweise begabt auf einzelnen Gebieten, trotzdem stimmt etwas Fundamentales nicht.

Die Behinderung beim Asperger-Syndrom ist unsichtbar. Das heisst aber nicht, dass die Schwierigkeiten unbedeutend sind.

Die davon betroffenen Menschen erleben sich als ausserhalb der sozialen Gemeinschaft, was für ihre Mitmenschen oft unfassbar ist. Teilweise empfinden sie sich als "Ausländer im eigenen Land" oder als "Ausserirdische", die auf einem "falschen Planeten" gelandet sind.

Die Diagnose wird oft recht spät gestellt, da das eigene Sozialverhalten verschiedenste Ursachen zugeschrieben werden kann. Häufig ist es sogar immer noch ein Problem,  die korrekte Diagnose zu erhalten. Eine korrekte Diagnose ist aber wichtig, um die betroffenen Menschen richtig zu verstehen und gezielte Hilfe leisten zu können.

Menschen mit Asperger-Syndrom brauchen manchmal sogar nur relativ wenig Hilfe, aber es muss die richtige Art von Hilfe sein. Aber selbst diese können sie nicht erhalten, wenn niemand weiss, was mit ihnen los ist. Auf einigen Gebieten wird zuviel von ihnen erwartet, und dieser Druck kann sie (fast) umbringen, erst recht, wenn sie selber nicht wissen, warum sie "so" sind.


Und wenn nicht einmal Fachleute über diese Behinderung Bescheid wissen, ist die Gefahr einer Fehldiagnose oder einer unangemessenen Behandlung gross.



Beim Asperger-Syndrom handelt es sich um eine ausgeprägte Kontakt- und Kommunikationsstörung, die spätestens im Vorschulalter manifest wird und die durch eine qualitative Beeinträchtigung des Interaktionsverhaltens, mangelndes Einfühlungsvemögen, motorische Auffälligkeiten und ausgeprägtes Sonderinteressen charakterisiert ist.

Ihre soziale Bedeutung zeigt sich darin, dass die betroffenen Kinder isoliert sind, aufgrund ihrer Verhaltensauffälligkeiten überall anecken und oft auch aus schulischen Förderprogrammen herausfallen.

Als Ursache der Störung werden genetische Faktoren angenommen, mit umschriebenen Hirnfunktionsstörungen und neuropsychologischen Ausfällen, die alle auf eine Einschränkung im Bereich des nonverbalen Lernens hinweisen, obwohl sich das allgemeine Intelligenzniveau meist im Normbereich bewegt.

Die Behandlung muss stets die individuellen Besonderheiten des Falles berücksichtigen und stützt sich auf verhaltenstherapeutische Ansätze, die Einübung sozialer Fertigkeiten und auf die Beschäftigung unter Einbezug der jeweiligen Interessen und Fähigkeiten.

Eni medikamentöser Einsatz ist angezeigt, wenn besondere Symptome wie ausgeprägte Hyperaktivität und Unruhe, aggressives Verhalten, Schlafstörungen oder depressive Verstimmungen auftreten (vgl. Prof. Dr. Dr. H. Remschmidt, Das Asperger-Syndrom - Eine zuwenig bekannte Störung?, 2000).

Diagnostisch wird das Asperger-Syndrom wie folgt beschrieben (ICD-10):
Das Asperger-Syndrom ist durch dieselbe Form qualitativer Beeinträchtigung der wechselseitigen sozialen Interaktion, wie für den Autismus typisch, charakterisiert, zusammen mit einem eingeschränkten, stereotypen, sich wiederholenden Repertoire von Interessen und Aktivitäten.

Die Störung unterscheidet sich vom Autismus in erster Linie durch fehlende allgemeine Entwicklungsverzögerungen bzw. den fehlenden Entwicklungsrückstand der Sprache und der kognitiven Entwicklung. Die Störung geht häufig mit einer auffallenden Ungeschicklichkeit einher.

Die Abweichungen tendieren stark dazu, bis in die Adoleszenz und das Erwachsenenalter zu persistieren. Gelegentlich treten psychotische Episoden im frühen Erwachsenenalter auf
(aus: Stellungsnahme des Wissenschaftlichen Beirats des Bundesverbandes "Hilfe für das autistische Kind").

Der australische Kinder- und Jugendpsychiater Toni Attwood unterscheidet zwischen NTs (neurologisch typisch) und Menschen mit AS (Aufmerksamkeitsstörung). Der Unterschied liegt im Denken. "Die einen sind emotional gesteuert und lernen durch Intuition, die anderen sind logisch gesteuert und lernen durch Instruktion."
Soziale Signale können nicht erkannt werden und daher kommt die Unsicherheit über Verhaltensregeln. "Unser Lebensmuster wird von NTs aufgrund von Emotionen erstellt. Wer Emotionen nicht versteht, versteht das Lebensmuster nicht."

In seinem Artikel "die Entdeckung von Aspie" plädiert Attwood für die Bewegung: weg von der Diagnose, der Aufzeichnung von Mängeln, hin zur Entdeckung der Stärken:
"Um eine Diagnose zu stellen, muss man die Aufmerksamkeit auf Schwächen richten, die Beobachtung und Interpretation von Anzeichen und Symptomen, die von der normalen Entwicklung oder Gesundheit abweichen. Anders als Diagnose bezieht sich die Bezeichnung "Entdeckung" eher auf die Identifikation der Stärken oder Talente einer Person."

Menschen mit Asperger-Syndrom und ihre Familien haben ganz besondere Schwierigkeiten
Im Umgang mit anderen Menschen, die Anforderungen in Kindergarten, Schule, Ausbildung und Beruf können gravierende Probleme bereiten. Erwachsene die selbständig leben, können dennoch Schwierigkeiten beim Wohnen und der Haushaltsführung, beim Arbeiten oder in der Freizeit haben und benötigen Hilfestellungen.

Man merkt den davon Betroffenen ihre Probleme nicht sofort an, sie sind erst "auf den zweiten Blick" auffällig. Dann wirken sie auf ihre Umwelt unter Umständen seltsam, verschroben, umständlich, ängstlich, schüchtern, unfreundlich, unkollegial, egoistisch, unhöflich, unnahbar, undankbar, faul, lustlos, aufmüpfig, fordernd, usw.

Da da Asperger-Syndrom immer noch nicht sehr bekannt ist, denkt kaum jemand an eine ernsthafte Störung, sondern diese "merkwürdigen Verhaltensweisen" werden "mangelhaften Charaktereigenschaften" zugeschrieben. So müssen Menschen mit Asperger-Syndrom oft unter Ausgrenzung, Mobbing etc. leiden. Häufig werden sie sogar als "gestört" oder "verrückt" bezeichnet.
Weil sie oftmals besonders perfekt sprechen können, wird angenommen, dass sie auch alles verstehen. Gemessen am autistischen Spektrum sind sie nur relativ "leicht" betroffen und so wird häufig geglaubt, sie brauchen keine Hilfe.

In Wirklichkeit benötigen Menschen mit Asperger-Syndrom ganz spezielle Hilfe und ganz besonderes Verständnis, denn sie werden immer an den Massstäben derer gemessen, die kein AS haben, und so kommt es ständig zu Fehleinschätzungen und Überforderungen. Die Erfahrung damit und die spätere Selbsterkenntnis, dass sie diese Erwartungen kaum erfüllen können, so sehr sie sich auch anstrengen, verursacht den meisten von ihnen grosse Leiden.

Eltern von Kindern mit Asperger-Syndrom müssen eine "Gratwanderung" zwischen Fördern, Fordern und Überfordern bestehen. Sie machen sich grosse Sorgen um ihr Kind, und haben oft Angst, dass es als Erwachsener kein selbständiges Leben führen kann, da ihm viele praktische und soziale Fähigkeiten fehlen, die im Alltagsleben benötig werden. Auf der anderen Seite müssen sie sich Vorwürfe anhören, sie seien nicht fähig, ihr Kind richtig zu erziehen. Sie werden von vielen Fragen gequält, auf die sie selten eine Antwort erhalten.

Autismushilfe Ostschweiz, 2005 - www.autismushilfe.ch - 





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