soziales-wissen - Themenzentrierte Interaktion
   
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Themenzentrierte Interaktion


Definition:
Themenzentrierte Interaktion (TZI) ist eine pädagogisch-therapeutische Methode, die das ganzheitliche Lernen in Gruppen fördern soll. Im Gruppenprozess geht es um ein Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen und Wünschen des Einzelnen (Ich), der Gruppe (Wir) und dem Anliegen oder dem Thema der Gruppe und der Umwelt der Gruppe. Die Methode wurde von Ruth Cohn Mitte des letzten Jahrhunderts in den USA entwickelt und kam von dort nach Europa. TZI geht von 3 Annahmen aus, die für kreatives Handeln, für die persönliche Entwicklung der GruppenteilnehmerInnen und für die Gestaltung des Lebensraumes gelten:

1. Selbst bestimmtes Leben ist für den Menschen nur im wechselseitigen Austausch mit der natürlichen Umwelt, mit anderen Menschen, mit Institutionen und Gesellschaften möglich. Normenkonformität ist wie Autonomie und Selbstverwirklichung ein grundlegender Bestandteil menschlichen Handelns.
2. Achtung und Respekt vor dem Individuum, seiner Entwicklung und der natürlichen und soziokulturellen Umwelt.
3. Die Autonomie des Einzelnen ist durch innere Ängste und Zwänge sowie durch äussere Grenzen, wie z.B. Krankheit, Arbeitslosigkeit und Herrschaftsstrukturen begrenzt. Der Mensch kann eine Erweiterung der inneren und äusseren Grenzen bewirken.

Das TZI-Handlungskonzept bietet auf der Basis der humanistischen Psychologie konkrete Hilfestellungen in Form von Arbeitsregeln für die GruppenteilnehmerInnen und den/die GruppenleiterIn an. Es hat in Arbeitsfeldern, in denen sich Menschen freiwillig zusammenfinden, wie Jugendarbeit, Streetwork und Erwachsenenbildung, eine weite Verbreitung gefunden.
In der praktischen Gruppenarbeit geht es darum, dass die Gruppe ein Thema erarbeitet und dabei auf der Informationsebene Erkenntnisse erzielt, gleichzeitig aber auch darauf achtet, was das Thema für jeden/jede einzelnen/einzelne TeilnehmerIn aktuell und in seiner/ihrer Lebensgeschichte bedeutet. Dabei wird gleichzeitig der Gruppenprozess allgemein und speziell auf das Thema bezogen reflektiert und man versucht, alle Aspekte mit der vorhandenen Umwelt, in der das Thema behandelt wird, zu verbinden. Ruth Cohn hat für diese Art der Gruppenarbeit zahlreiche Regeln aufgestellt; darunter haben sich insbesondere folgende Regeln bewährt:

  • Spreche nicht per man, sondern per ich.
  • Formuliere deine Fragen so, dass deine Absichten deutlich werden.
  • Seitengespräche haben Vorrang.
  • Halte dich mit Interpretationen zurück, formuliere stattdessen deine persönlichen Reaktionen.
  • Beachte deine Körpersignale und die der anderen Gruppenmitglieder.
  • Sei authentisch und selektiv in deinen Rückmeldungen.
Der themenzentrierte Interkationsprozess in einer Gruppe gelingt allerdings nur bei vergleichbaren Ausgangsvoraussetzungen der TeilnehmerInnen, das gilt insbesondere für die sprachlichen Fähigkeiten sowie das Interesse am Thema und an der Dynamik des Gruppengeschehens.

TZI als Bewusstsein, dass es notwendig ist, Individualität und Gemeinschaftlichkeit ebenbürtig anzusehen, weil Persönlichkeit und Gemeinschaftlichkeit untrennbar miteinander verbunden sind (R. Cohn). Cohn formuliert die dynamische Balance von ICH (Persönlichkeit), WIR (Gruppe), ES (Thema oder Aufgabe der Gruppe) und GLOBE (die Aussenwelt).

Die drei Faktoren ICH, WIR und ES, beeinflussen sich wechselseitig und dies ist für eine gesunde Entwicklung der Persönlichkeit notwendig. Die Balance zwischen den Faktoren ist entscheidend und macht die "gelungene" Interaktion aus.
Die Themenzentrierte Interaktion gründet auf der Hypothese, dass jede Person (ICH) die Interaktion der Gruppe (WIR) und die Arbeit an einer Aufgabe (ES) als gleichwertig betrachtet werden muss. Die Anerkennung und Förderung der "ICH-WIR-ES-Faktoren" im GLOBE ist die Basis der TZI-Gruppenarbeit.

Ergänzende Regeln für den Gesprächsprozess:
  1. Jeder ist für sich selbst verantwortlich.
  2. Haben sie den Mut zum "ich".
  3. Leiten Sie Fragen dadurch ein, dass sie erklären, was sie für sie bedeuten.
  4. Einigen sie sich über den Gesprächsverlauf.
  5. Gesprächstörungen müssen vorrangig behandelt werden.
  6. Vermeiden Sie Interpretationen anderer.
  7. Richten sie ihre Ausage nicht an die ganze Gruppe, sondern immer an bestimmte Personen.




Zusammenfassung C. Belz, 2009, aus Ruth C. Cohn, Themenzentriete Interaktion, div. Veröffentlichungen.

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