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Milieutherapie nach Edgar Heim


Einige zentrale Kernaspekte und Auszüge zur Milieutherapie nach Edgar Heim:

Milieu bedeutet auf französisch: Umwelt
Therapie bedeuet auf griechisch: Heilbehandlung.

Im 17. Jahrhundert wurden die psychisch kranken Menschen in Ketten gelegt. Medikamente kannte man damals noch nicht. Als der französische Arzt Pinel die Kranken von den Ketten befreite, schaffte er dadurch die ersten Ansätze zur Milieutherapie. Er erkannte, dass durch Milde der Behandlung und durch Zuwendung zum Geiste, einige psychiatrische Krankheiten geheilt werden konnten.

In den letzten Jahrzehnten hat sich durch die Anwendung von Psychopharmaka sowie die Entwicklung der Sozialpsychiatrie und die Einbeziehung der psychotherapeutischen Behandlung ein bemerkenswerter Wandel vollzogen. Durch die Medikamente rückte die Milieutherapie zum Teil in den Hintergrund, es schien, dass mit den Medikamenten alles machbar würde und es nicht noch viel "Zusätzliches" brauchte.

Im Bereich der Sozialpsychiatrie wurde erkannt, dass das Krankenhausmilieu als wichtiger therapeutischer Faktor erkannt und genutzt werden sollte. Zudem wurde weiter erkannt, dass das Verhalten der Pflegenden sowie die Gestaltung des Tagesablaufes und die Art der Unterbringung einen grossen Einfluss auf den Patienten hat. All das wurde jedoch in der somatischen Medizin ignoriert. Auch die negativen Auswirkungen (Hospitalismus) wurde nicht beachtet. Doch die Milieutherapie hatte ein Augenmerk darauf und erkannte dabei, dass das Milieu zielgerichtet gestaltet werden muss. Das trieb die Entwicklung der Milieutherapie voran. Es wurde erkannt, dass jedes Krankenhausmilieu wirksam ist, je nach Umwelt positiv oder negativ.

Milieutherapie ist nicht Alternative oder Gegensatz zu den therapeutischen Verfahren. Vielmehr will sie die Institution als sogenannt künstliche Familie gestalten und diese auch therapeutisch nutzen. Milieutherapie wird als Überbegriff verstanden. Sie beinhaltet zwei verschiedene Aspekte, die zur Besserung des Patienten dienen. Zum einen werden alle Therapieformen koordiniert, und zum anderen werden alle Geschehnisse gewichtet die neben den gängigen Therapien ablaufen. Alles wird als therapeutisch wirksam angesehen, positiv oder negativ. Milieutherapie ist auf den einzelnen Kranken, wie auch auf die ganze Organisation eines Krankenhauses ausgerichtet.
Es ist wichtig zu bedenken, dass alle Mitarbeiter durch ihr tägliches Handeln das therapeutische Milieu der Abteilung prägen. So setzt die Milieutherapie ein zielorientiertes Arbeiten zwischen allen Beteiligten vorraus.

Das Milieu muss der Patientengruppe angepasst werden. Deshalb hat Edgar Heim zwischen fünf verschiedenen Milieutypen unterschieden:

Das strukturierende Milieu
Dieses Milieu dient der Behandlung von erregten, manieähnliche angetriebenen, schwer selbstmordgefährdeten und anderen Patienten, die unmittelbare Überwachung benötigen. Hier ist der Milieuprozess eher im Hintergrund aufzufassen.

2. Das ausgleichende Milieu
In diesem Milieu werden akut kranke, erregte Schizophrene, akute Suchtpatienten und solche mit relativ hohem Aktivitätsniveau behandelt. Nach einer gewissen Anlaufszeit wird das Milieu zu einem wichtigen Anteil der therapeutischen Prozesse.

3. Das animierende Milieu
Diese Milieu dient der Behandlung weniger heftig bis chronisch Kranker mit geringem Aktivitätsniveau wie z.B. passive Schizophrenie, Patienten mit depressivem Syndrom, regressiv chronifizierte Neurotiker ode Persönlichkeitsstörungen. In diesem Milieu herrscht eine ruhige Atmosphäre. Das ist für den Kranken mit eingeschränktem Aktivitätsniveau hilfreich.

4. Das reflektierende Milieu
In diesem Milieu werden akut bis weniger heftig kranke Patienten behandelt. Vorwiegend sind reaktive und/oder zwanghafte Störungen oder stabilisierende wahnhafte Krisen zu finden.

5. Das betreuende Milieu
Die Kranken in diesem Milieu sind ihrem Wesen nach sehr verschiedenartig. Da sind chronische Kranke zu finden, geriatrische Patienten, Oligofrene (anlagebedingte Minderbegabte) usw. Allen gemeinsam ist der invalidisierende Schweregrad.


Folgende Prinzipien werden als therapeutische Wirkfaktoren verstanden und gelten für jedes Milieu. Gewichtet werden diese Prinzipien je nach Milieu unterschiedlich:
  • Partizipation
  • Kommunikation
  • Soziales Lernen
  • Gemeinschaftsleben
Das Milieu muss bewusst gestaltet werden. Nur so kann eine positive therapeutische Wirkung erzielt werden.
Mit der Milieutherapie wird das "Miteinander" gefördert, also das Soziale therapiert. Therapie ist etwas soziales, partnerschaftliches, nicht Hierarchisches. Dabei geht es um ein Miteinander zwischen allen Hierarchie-Ebenen. Jeder ist auf jeden angewiesen, keiner kann den geeigneten Weg alleine finden. Die Ideen müssen gegenseitig ausgetauscht und eine einheitliche Haltung angestrebt werden, um dem Patienten wirklich helfen zu können.

Ein wichtiges Ziel der Milieutherapie ist es, den Patienten möglichst schnell zu rehabilitieren um dem Hospitalismus entgegenzuwirken. Das bedingt, dass das Milieu bewusst gestaltet wird.


D. Niederhauser (nach Edgar Heim, Praxis der Milieutherapie, 1985)



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