soziales-wissen - Aggression im Kindesalter
   
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Aggression im Kindesalter
Warum Kinder aggressiv werden und wie man ihnen helfen kann

Selbst- und Fremdaggression
Im Gegensatz zur Fremdaggression, bei der die aggressiven Handlungen gegen andere Menschen, Tiere oder Dinge gerichtet sind, werden diese bei der Selbstaggression gegen sich selbst gerichet.
Diese Form wird auch Autoaggression genannt und kommt vorwiegend bei Mädchen und jungen Frauen vor.

Der wahrscheinlichste Grund dafür ist, dass sich diese nicht trauen, ihre Aggression gegen die auslösenden Objekte bzw. Personen zu richten und diese deshalb nach innen, gegen den eigenen Körper wenden. Für die Betroffenen ist es eine Möglichkeit mit ihren massiven Schuldgefühlen umzugehen. Bei nahezu allen in der Literatur beschriebenen Fälle war sexueller Missbrauch bekannt, bei einem Grossteil auch körperliche und seelische Misshandlung bzw. Deprivation.

Fest steht auch, dass sich Autoaggression bereits im frühster Kindheit manifestieren kann, jedoch oft erst später zum Ausdruck kommt. Denn zu diesem Zeitpunkt entwickelt sich die Bindung zwischen Eltern und Kind und wenn es hier zu Bindungsstörungen kommt, beeinträchtigt das in weiterer Folge die Auseinandersetzung mit der Umwelt sowie das Erkundungs- und Spielverhalten.

Durch eine unsichere Bindung zu den Bezugspersonen entsteht Angst, welche ein entscheidender Faktor bei der Entstehung von selbstverletzendem Verhalten ist.

Formen von selbstverletzendem Verhalten sind unter anderem massives Abkauen der Nägel oder sich seine Haare ausreissen. Oft fühlen sich die Kinder ungerecht behandelt oder sie wollen mehr Beachtung bzw. Anerkennung bekommen. Die häufigste und massivste Form der Autoaggression ist das "Ritzen", bei dem mit einem Gegenstand zum Teil tief in die Haut geschnitten wird.

Die Mädchen und Frauen spalten ihren Körper mehr oder weniger von ihrem Selbst ab und versuchen durch das Ritzen die Leerstelle dazwischen zu füllen und sich selbst wieder zu spühren. Die Betroffenen haben auch ein gestörtes Körperbild, was die Entwicklung einer physischen und psychischen Identität beeinträchtigt.

Über Selbstaggression wird noch sehr oft geschwiegen und es ist auch in der Wissenschaft nur ein Randthema. Die Autoaggression ist eine ganz besondere Form der Aggression über die man eine eigene Arbeit schreiben könnte. Um den Rahmen meiner Arbeit nicht zu sprengen, möchte ich hier auf das Buch "Ich blute, also bin ich" von Kristin Teuber hinweisen, das auch für mich neben anderen Büchern eine wichtige Grundlage für dieses Kapitel geboten hat.


Was Kinder brauchen
Nicht jedes Kind braucht genau das Gleiche und auch nicht in der gleichen Intensität. Zum Glück, denn nicht alle Eltern können das Gleiche geben. Trotzdem gibt es Dinge, die jedes Kind braucht, um sich gut entwickeln zu können:

-Sicherheit
-Vertrauen
-Schutz
-Zeit
-Liebe
-Anerkennung
-Geborgenheit
-Regeln und Gesetze
-Regelmässigkeiten und Rituale
-Geschichten für ihre Fantasie
-Freiräume zum Toben
-ein gewisses Mass an Veranwortung (kleine Aufgaben)
-gemeinsames Spielen


Umgang mit aggressiven Kindern
Wenn man ein wütendes oder trotzendes Kind ändern will, so muss man nach den Ursachen der Wut und den Wünschen des Kindes forschen. Zuallererst bedeutet das, dass man das Kind beobachten muss, denn oft ist es selbst nicht in der Lage, seinen Ärger zu verstehen, geschweige denn, ihn zu benennen oder die Situation zu erkennen, die bei ihm Aggressionen auslöst.

Aggression ist ein Verhalten und hat nichts mit einem Charakterzug zu tun. Ein Kind ist nicht "böse", sondern es zeigt eben ein unerwünschtes Verhalten. Auf dieses folgt eine Reaktion der Umwelt, fällt diese positiv für das Kind aus, so wird sein aggressives Verhalten verstärkt. Ein Beispiel dafür ist, wenn das Kind durch seinen Wutanfall Beachtung findet und so Erfolg hat. Dieses Verhalten wird es dann öfter und regelmässiger zeigen.

Aus diesem Grund sollte man schon im Vorfeld Folgendes tun:

-positives Verhalten loben und anerkennen
-liebenswerte Eigenschaften des Kindes hervorheben
-nicht aggressives Verhalten unterstützen
-Konflikte so regeln, dass sie auch für das Kind akzeptabel, klar und eindeutig sind
-für das Kind da sein, auch wenn es aggressiv ist
-selbst offene und gewalttätige Formen der Aggressivität meiden
-das Kind bei der Selbsterprobung unterstützen
-seine Fehler zulassen und Erfolgserlebnisse schaffen
-das Kind ermutigen und sein Selbstvertrauen stärken
-Bereiche fördern, die das Kind schon gut kann wie singen, spielen, im Haushalt mithelfen, Sport, fantasieren usw.

Ein Kind, das mutig ist, gelobt wird, dessen Fähigkeiten geschätzt werden, wird selbstsicherer und es muss seltener in Wutanfälle ausbrechen. Es kann sich in seinen Stärken "zurückziehen" und wird seltener von anderen verletzt.

Die Grundlage des Selbstvertrauens ist das so genannte "Urvertrauen", das bereits im ersten Lebensjahr durch zuverlässige Zuwendung entsteht. Später braucht es auch gegenügend Freiräume, in denen es sich bewegen kann sowie eine Vielfalt an Gegenständen und sozialen Kontakten.

Verhalten, wenn sich ein Kind aggressiv verhält
- Klar und einschätzbar reagieren, rechtzeitit eingreifen, sich nicht provozieren lassen und nicht warten bis der Geduldsfaden reisst.
-Sowohl positive als auch negative Konsequenzen müssen unmittelbar erfolgen, d.h. sie müssen sofort und immer auf das Befolgen oder Missachten von Regeln folgen.
-Regeln und Aufforderungen müssen einfach und eindeutig sein, sie sollen z um richtigen Zeitpunkt erfolgen und es dürfen nicht zu viele Aufforderungen auf einmal gestellt werden.
-Keine Warum-Fragen oder Fragen nach den Gründen stellen. Zum einen können Kinder nicht sinnvoll antworten, wenn sie emotional erregt sind und zum anderen glauben sie sonst, dass es akzeptable Gründe geben könnte, die Aggressionen zu rechtfertigen.
-Für Abkühlung sorgen, z.B. Situation unterbrechen, eventuell den Raum wechseln; Gefühlsausdruck durch reden, weinen oder schimpfen ohne Kommentar zulassen; Mal- oder Bastelmaterial bereitstellen, mit dem sich Gefühle ausdrücken lassen; Aggressionen nicht unbeobachtet an Gegenständen abreagieren lassen. Ein Abreagieren an Matten oder Boxsäcken ist nur sinnvoll, wenn jemand dabei ist, der Gefühle empathisch begleitet und in Grenzen hält. Besser sind Knautsch- und Knutschkissen, Zornfiguren aus Knetmasse, Wutball, Wutkiste, Zeitungsballschlacht oder Brülleimer.

Erst wenn sich das Kind beruhigt hat und  zuhören kann, ist es sinnvoll, gemeinsam nach den Ursachen und Hintergründen zu suchen. Auch für solche Gespräche gibt es wichtigte Punkte, die man beachten sollte:

- Statt nach dem "Warum" nach dem "Wozu" fragen. Was wolltest du erreichen? Was hat dich so wütend gemacht?
-Neutral bleiben und nicht die Wahrheit finden wollen, denn diese ist subjektiv. Gegenseitiges Verständnis und Annäherung kann nur über den Austausch der Wahrnehmung erreicht werden.
-Gemeinsam Lösungen finden, den Ideenreichtum der Kinder nutzen und die kreativen Vorschläge akzeptieren, auch wenn sie nicht ganz den eigenen Vorstellungen entsprechen.
-Dem Kind "Erste Hilfe Tipps" für das nächste Mal geben: Mit aller Kraft in ein Polster schlagen; einmal ums Haus rennen; mit den Füssen stampfen; nach draussen gehen um laut zu schreien; Zeitschrift zerreissen; weichen Ball gegen die Wand werfen usw.



Dipl. Päd. T. Nekrep: Ausschnitt aus der Abschlussarbeit für den Universitätslehrgang für interdisziplinäre Frühförderung und Familienbegleitung.
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