Vulnerabilität
Vulnerabilität (zu lateinisch vulnus ‚Wunde‘) ist ein Fremdwort mit der Bedeutung „Verwundbarkeit“ oder „Verletzbarkeit“. Es findet in verschiedenen wissenschaftlichen Fachrichtungen Verwendung.
Genetisch oder/und biographisch erworbene Verletzlichkeit, kann zusammen mit Vulnerabilitätsfaktoren zu Vulnerabilitätssymptomen führen: psychosomatische Symptome, Depressionen, Selbstschädigungstendenzen, Süchte oder Selbstmitleid. Grundlegende Vulnerabilitätsfaktoren sind unsichere soziale Netzwerke, fehlende Entlastungsmöglichkeiten, negative Selbstkonzepte, best. Attributionsstile, "zeitextendierte multifaktorielle Be- und Überlastung" und die Akkumulation solcher Vulnerabilitätsfaktoren in Negativkarrieren. Erhöht wird die Vulnerabilität auch durch sozialökologisch oder entwicklungspsychologisch bedingte Diskontinuitäten/Übergänge (z.B. Berufswechsel, Adoleszenzphase) bis hin zu kritischen Lebensereignissen (z.B. Krankheit, Scheidung, Arbeitslosigkeit), aber auch durch „daily hassles“. Der emotional-kognitiven Situationsbewertung kommt eine moderierende Wirkung zu. Vulnerable Bereiche werden oft mit rigiden Abwehrmustern zu schützen versucht, während Gesundheit die Fähigkeit beinhaltet, eine starre Lebenssituation rechtzeitig in eine lockere Folge von Minikrisen aufzulösen, um stärkere Vulnerabilitätssymptome zu vermeiden. Schutzfaktoren können Vulnerabilitätsfaktoren kompensieren, doch überschneiden sie sich teilweise mit ihnen abhängig von Kontext und Dauer. Zudem gehören Resilienz (Widerstandsfähigkeit) und Vulnerabilität dialogisch zusammen, da Vulnerabilität nicht durch das bloße Ausschalten von Vulnerabilitätsfaktoren vermieden werden kann und die Überwindung einer Leidensebene für neue Leiden und Freuden sensibilisiert. Zu den Schutzfaktoren zählen ein hohes Selbstwertgefühl, Selbstwirksamkeitserwartung und ein Gefühl sozialer Verpflichtung (commitment), soziale Kompetenz, um sich Ressourcen zugänglich zu machen sowie bereits vorhandener Ressourcenreichtum. Eine entwickelte persönliche Ethik kann lange Zeit über brüchige Bereiche hinwegtragen.
In der Psychologie wird Vulnerabilität als das Gegenteil von Resilienz betrachtet. Vulnerable Personen werden besonders leicht emotional verwundet und entwickeln eher psychische Störungen. Das vulnerable Kind oder das Kind mit schwierigem Temperament zeichnet sich laut Judith Rich Harris durch folgende Eigenschaften aus:
- Tendenz, aktiv, impulsiv, aggressiv und leicht zu ärgern zu sein;
- Tendenz, von Routine gelangweilt zu sein und äußere Reize zu suchen;
- mangelnde Angst vor Konsequenzen der eigenen Handlungen;
- wenig Einfühlungsvermögen in die Gefühle anderer Menschen;
- unterdurchschnittlicher IQ.
Jeder Mensch durchläuft in seinem Leben mehrere vulnerable Phasen, wie zum Beispiel die Pubertät, in denen eine erhöhte Gefahr besteht, eine psychische Störung zu entwickeln.